Kickers Emden - Eintracht Braunschweig 0:1 (0:0)


Ein schiefer Turm und ein Moorkick mit Happy End

Beim Berichte schreiben stellt sich dem Autor dieser Zeilen immer wieder die Frage, wie bringe ich eine nette Busfahrt mit einem miesen Fußballspiel in Einklang.
Normalerweise baut man ja in einem Reisebericht einen gewissen Spannungsbogen auf. Am Anfang sollte der Bericht und die Reise so vor sich hin plätschern, um sich dann zum furiosen Höhepunkt (also dem Spiel) zu steigern, so dass der Leser vom lesen förmlich außer Atem gerät, der Puls bis zum Anschlag gesteigert wird und er den Bericht förmlich verschlingt, damit er dann langsam abfallend zum Ende kommen kann.
So die Theorie, doch wie sieht es bei Reiseberichten mit der glorreichen Eintracht aus? Der furiose Höhepunkt entfällt gänzlich und der Rest "verkommt" zu einer normalen Turi Fahrt, wobei die dank unseres Reiseministers immer wieder mit einem glänzenden Rahmenprogramm versehen ist.

Kommen wir also nun zum heutigen Bericht, nämlich dem Ausflug zum Spiel der Braunschweiger Eintracht bei den Kickers aus Emden.
Als erstes möchte ich mal die Rahmendaten auflisten - als da wären:

- Abfahrt 13 Uhr
- 9er Family Bus
- Tschechisches Bier
- 300 km Anreise
- schiefste Turm Europas
- Besuch beim Italiener in Emden
- Jacke vergessen
- Durch massiven Polizeiauftritt "sehr sicher" gefühlt
- Eintracht gemurkse ertragen
- Drei Punkte abgeholt
- Jacke abgeholt
- Mitreisenden abgesetzt
- 300 km Heimreise
- Ankunft 0:30 Uhr

(Einwurf des Webautors: hier könnte der Bericht eigentlich enden, das sagt schon eigentlich alles.
Aber wenn der Willi mir den Bericht mit den Worten "Hallo Lieber Miwo! Hier kommt schon der Bericht vom Freitagsspiel in Emden. Diesmal habe ich mir sogar etwas Mühe gegeben." übersendet, darf man mehr erwarten. Und das mit Recht, drum fahren wir fort mit diesem Glanzstück der Berichteschreiberei!)

Und nun muss ich versuchen mit diesen Inhalten einen Spannungsbogen aufzubauen. Na toll!
Also los - gegen 13 Uhr machte sich der Family Tross samt Gästen auf den sehr nassen Weg nach Emden, wobei der Autor netterweise mal wieder einen Heimabholservice genießen durfte. Der günstigen Wohnlage fast direkt an der Reiseroute sei Dank.
Die frühe Abfahrtszeit erklärte sich mit dem touristischen Rahmenplan, dem Besuch des schiefsten Turm Europas, der natürlich nicht in Pisa steht (wäre auf den Weg nach Emden auch etwas "umwegig" gewesen) sondern in Suurhusen, einem kleinen Örtchen direkt in der Nachbarschaft von Emden. Rund 5% neigt sich dieser Kirchturm, während der in Pisa nur auf 3,97% kommt.
Wobei ich aber dazu sagen möchte, dass der in Pisa um Längen besser aussieht. Ich habe nun dank Herrn Mehner beide gesehen und kann mir ein Urteil erlauben.
Außerdem ist der in Pisa touristisch besser erschlossen. In Suurhusen war es natürlich dunkel, als wir ankamen und dank der schlechten Beleuchtung wurden auch die Beweisfotos nichts. Nicht mal ne Bratwurst- oder Glühweinbude erwartete uns dort.

Da es auch stark regnete wurde der Turm schnell abgehakt und wir fuhren zum Essen in die City von Emden, wo wir nach einiger Zeit auch einen kleinen Italiener fanden, der sogar bereit war, uns zu bekochen. Nach diversen Haupt- und Nachspeisen und einigen Getränken wurde es Zeit zum eigentlichen Höhepunkt der Fahrt aufzubrechen, dem Eintracht Kick.
Am Parkplatz in Stadionnähe angekommen, merkte dann einer der Mitreisenden, dass er seine Jacke beim Italiener vergessen hatte. Fortan durfte er im Pulli dem Treiben beiwohnen. Gefroren schien er nicht zu haben, aber es war auch im Vorfeld eine Menge "Frostschutzmittel" getankt worden. Da er sich gegenüber dem Personal des Italieners etwas - umschreiben wir es mal als "nicht nett" - verhalten hat, hielt sich das Mitleid der Mitfahrer stark in Grenzen. Dazu kam natürlich der Fakt, dass die Jacke nach dem Spiel noch abgeholt werden musste, was aber dank bester Orientierungskünste des Fahrpersonals recht zügig von statten ging.

Kommen wir nun zum eigentlichen Höhepunkt des Spannungsbogens, der mal wieder keiner war. Sicherlich war der Boden schlecht bespielbar (tiefer Turf würde Addi Furler jetzt kommentieren), aber was in rund 60 Minuten in Überzahlspiel (Gelb-Rot Emden in der 34.) geboten wurde, war nicht gerade berauschend.
Andererseits muss man sich vielleicht doch damit abfinden, dass diese Truppe spielerisch nicht mehr kann. Wenigstens wurde mit dem Geist von Gretsiel gekämpft, was auch mit dem Eigentor der Emdener in der 77. Minute belohnt wurde. Aber vielleicht ist auch unser Anspruchsdenken zu groß, denn immerhin haben wir den Tabellenzwoten in dessen Stadion mit 1:0 niedergekämpft.
Auf einzelne Fakten will ich jetzt gar nicht eingehen, dazu haben wir ja unsere Tagespresse. Letztendlich waren alle der rund 300 mitgereisten Blau Gelben froh über den doch unerwarteten Erfolg, immerhin schon der 2. Auswärtssieg in dieser Saison.

Vielleicht noch ein Wort zum etwas übertriebenen Polizeieinsatz in Emden, der weitestgehend durch die Braunschweiger Bereitschaftspolizei abgedeckt wurde. Man hatte das Gefühl, jeder Blau Gelbe Anhänger hatte zahlenmäßig ein Pendant auf Polizei Seite. Tut das wirklich Not?
Am spannendsten war deshalb das Sich-Annähern und das Sich-entfernen vom Veranstaltungsort.
Der Zugang zum Gästeblock war weiträumig abgesperrt. Natürlich durften wir nicht mit dem Bus direkt auf den freien Parkplatz am Eingang fahren, da dort mindestens 30 Polizei Wannen geparkt haben.
So wurde man am Eingang des abgesperrten Bereiches höflich von einem Beamten gefragt, wo man denn hin wolle. Mit der Antwort "Zum Fußball" ließ er sich natürlich nicht abspeisen, sondern er konterte mit der Frage "Kickers oder Eintracht". Total verblüfft über diese Frage antwortete ich nur "Eintracht" (die richtige Antwort wäre doch gewesen: "Beides! Kickers gegen Eintracht! oder?) und er sagte "na dann" und ließ mich tatsächlich durch. Das ich einen Eintracht Schal und eine BTSV Mütze trug, reichte ihm scheinbar nicht als Beweis.

Eine groteske Szene, allerdings nicht die einzige. Denn nach dem Spiel war der Parkplatz zur Straße hin durch Einsatzkräfte abgeriegelt. Und was wurde man gefragt, als man diese Blockade überwinden wollte? Natürlich "wo wollen Sie hin?"! Unglaublich, auf dem Parkplatz direkt am Stadion darf ich nicht parken, aber wenn ich den Parkplatz verlassen will, muss ich mich erklären.
Ich war ja kurz davor zu antworten "Ich will jetzt Krawalle machen", aber da wir ja auch noch nach Hause wollten, beließ ich es bei einem einfachen "zum Auto", was dann auch ohne Kommentar zum passieren genügte.
Ich kam mir etwas vor wie bei Sindbad - mit dem richtigen Kennwort (Sesam öffne dich) öffnete sich der "Polizei Vorhang".

Nach dem kurzen Jacken Abstecher beim Italiener ging es wieder auf die Heimreise, die recht ereignislos verlief. Gott sei Dank hatte Menzi noch ein paar Holsten Reserven, so dass der Durst des Autors zumindest gestillt werden konnte. Bis auf die 3 vorderen Plätze und zeitweise der Autor, war der Bus ein "Schlafabteil". In Höhe Bremen verließ dann kurz entschlossen der "Jacken Vergeßer" den Bus an einem Autohof, um mit dem Taxi in die Stadt Bremen zum feiern zu fahren.
Wie seine Restnacht verlief, ist derzeit noch nicht bekannt, ich war jedenfalls froh um 0:30 Uhr wieder im wunderschönen Salder zu sein, da ich um 07:30 Uhr wieder zur Sonderschicht im Büro aufschlagen musste.

P.S. Konnte man jetzt eigentlich einen Spannungsbogen erkennen? War jemand beim Lesen außer Atem oder hatte einen erhöhten Puls? Ein kurzer Eintrag im Gästebuch als Feedback wäre der Sache dienlich. Hinweis an Laffer - dein pöbeln würde ich erkennen!

Willi