Die Gründungsgeschichte


Damals...
Konsterniert und ratlos blickten wir uns an: Wieder einmal hatte unsere Eintracht ein Auswärtsspiel verloren, wie fast jedesmal knapp und unnötig, 1:2 bei den Stuttgarter Kickers. Was uns freilich fast noch mehr deprimierte, das war die anzahl der mitgereisten BTSV-Fans an diesem Tag im Schwabenland: Ganze sieben(!!!) hatten die weite Anreise noch auf sich genommen, und das bei einem so wichtigen Spiel, darunter wie immer unsere schon seit über zwei Jahren stets präsente Autobesatzung vom Fanclub "Eintracht forever" aus Salzgitter, in jener Saison schon häufiger die einzige Abordnung der blau-gelben Farben bei einem Auswärtsspiel. Man schrieb den 09. Mai 1987, und es war zweifellos der absolute Tiefpunkt in der Geschichte der Anhängerschaft des BTSV-Eintracht. Mehr als zwölf Monate ohne Sieg auf des Gegners Platz hatten dafür gesorgt, das die sonst so treuen Fans der Mannschaft die Gefolgschaft versagten und lieber zu Hause blieben, statt wieder einmal hunderte von Kilometern für eine neuerliche Niederlage durch die Gegend zu fahren. Doch ein Blick auf die Tabelle der 2. Bundesliga zeigte deutlich, daß unsere Mannschaft am Abgrund stand, kurz vor dem erstmaligen Sturz ins Niemandslands des Amateurfußballs. Da wachten endlich auch die Fans wieder auf, wurden Busse nach Ulm und Köln gechartert, schließlich am letzten Spieltag sogar eine wahre Völkerwanderung zum Hamburger "Millerntor" veranstaltet, als es gegen den FC St. Pauli um "Sein" oder "Nichtsein" ging. Eshalf leider nichts mehr, die 0:1 Niederlage stürzte unseren Verein in die Drittklassigkeit und die rund 3000 mitgereisten Fans in tiefste Verzweiflung. Und doch war dieser 14. Juni 1987 fast so etwas wie der Beginn eines neuen Zeitalters in der Braunschweiger Fan-Szene. Von nun an erlebte man es jedenfalls nicht mehr, bei Auswärtsspielen mit einem traurigen Häuflein von zehn oder noch weniger Leuten vertreten zu sein, ganz im Gegenteil.


Jetzt erst recht!
Nach dem Ende der "Jägermeister"-Ära wehte endlich wieder ein frischer Wind in Braunschweig, krempelten Spieler und Fans in einer "Jetzt erst recht"-Manier die Ärmel hoch und brachten den BTSV Eintracht wieder auf einen flotten Kurs. Die wesentlich kürzeren Entfernungen in der Oberliga Nord taten ein übriges dazu, das so manches Auswärtsspiel zum Heimspiel umfunktioniert werden konnte, erstmals im September in Havelse, ehe dann drei Wochen später beim Nachbarn Wolfenbüttel sogar eine Zusatztribüne errichtet werden mußte, um die blau-gelbe Invasion überhaupt aufnehmen zu können.
Unser bereits im November 1984 - und damit noch zu Erstligazeiten - in Salzgitter gegründeten Facclub "Eintracht forever" war in diesen ersten Monaten in der ungewohnten Umgebung auch noch regelmäßig auswärts dabei. Karsten hatte seine auf der Rückfahrt aus St. Pauli ausgesprochene Ankündigung, er werde "nie wieder zu Eintracht fahren", natürlich nicht wahr gemacht, Willi, Uwe und die anderen hatten die große Enttäuschung über den Abstieg ebenfalls verdrängt, und selbst Baba, der seit einiger Zeit in Berlin wohnte, ließ es sich nicht nehmen, noch zu fast jedem Spiel über die Transitstrecke Richtung Kiel, Hamburg, Bremen oder eben zu den Heimspielen nach Braunschweig zu kommen.


Es fing an zu bröckeln
Doch gegen Ende des Jahres 1987 machten sich dann doch bei einigen von uns gewisse "Verschleißerscheinungen" bemerkbar. Die Eintönigkeit des schon ab Anfang Dezember kaum noch gefährdeten ersten Tabellenbplatzes, die vielen in der Vergangenheit gesehenen Auswärtsspiele gegen bei weitem interessantere Gegner sowie persönliche Gründe sorgten dafür, daß man nun ein ums andere mal zu Hause blieb, wenn Eintracht in der Fremde spielte. Lediglich bei Willi und Ecki war die Begeisterung nach wie vor ungebrochen, und so deutete sich zu dieser Zeit bereits an, daß der alte Fan-Club, in dem wir so viele tolle Auswärtsfahrten gemacht hatten, wohl nicht mehr lange bestehen würde.


Zeit für einen Neuanfang
Anfang 1988 lernten wir dann bei einem Hallenturnier in Hannover eine Gruppe von Eintracht-Anhängern aus Salzgitter-Bad kennen, mit denen wir uns auf Anhieb bestens verstanden.Hartmut, Thomas, Holger und Ronald, wie wir selbst alle um die zwanzig Jahre alt, waren mit ihrem Enthusiasmus und ihrer Treue zum Verein genau die richtige, dringend benötigte "Auffrischung" und Verstärkung für unseren Fan-Club.
Es dauerte nicht lange, bis der anfangs lockere Kontakt enger geknüpft wurde, man sich regelmäßig bei Heimspielen sah und bald auch erstmals gemeinsam auf Auswärtsfahrt ging. Mittlerweile hatte sich ein fester Stammvon Eintracht-Fans etabliert, der praktisch bei jedem Auswärtsspiel anzutreffen war, darunter auch drei Jungs in unserem Alter, die uns zunächst hauptsächlich durch ihre bunten Jacken auffielen, von denen wir aber lediglich wußten, das sie direkt aus Braunschweig kamen. Erst einige Zeit später lernten wir sie auch namentlich kennen: Es waren Kai-Uwe, Jörn und Matze.
Eintracht beendete die Punktspielserie in der Oberliga Nord als souveräner Meister, womit die Saison nun in ihre entscheidende Phase ging, welche Mitte Mai mit einem Auswärtsspiel beim MSV Duisburg eröffnet wurde. Der Auftakt ging zwar gründlich daneben, aber man ließ sich nicht entmutigen und begleitete die Mannschaft zum nächsten Auswärtsspiel beim SC Preußen Münster noch wesentlich zahlreicher. Rund 1500 Braunschweiger bejubelten schließlich einen 3:1 Sieg.


Der Grundstein des neuen Fanclubs
So war es wirklich erstaunlich, daß sich ausgerechnet am Rande dieser Partie die Gruppe zusammenfand, die später gewissermaßen das "Gerippe" des neuen Fanclubs darstellen sollte, neben den bereits genannten aus Braunschweig und Salzgitter-Bad sowie Willi und Ecki als letzten "Überresten" von "Eintracht forever" stießen nun auch noch Ingo, Christine, Martina sowie als absoluter "Exot" in den blau-gelben Farben Michael aus Baden-Württemberg zu unserem Kreis. Darüber hinaus wurden ebenfalls noch während der Aufstiegsrunde erste Kontakte zu den BTSV-Anhängern Holger, Marcus und Thilo aus dem Rheinland geknüpft, die bei uns fortan nur noch "die Kölner" hießen.
Die Aufsiegsrunde mit ihren "englischen Wochen" und der nervenaufreibenden Spannung schweißte uns binnen kurzer Zeit zu einer "verschworenen Gemeinschaft" zusammen, und als am 19. Juni 1988 mit einem 2:1 Sieg in Wolfsburg der Wiederaufstieg in den bezahlten Fußball geschafft wurde, war klar, daß wir unsere Auswärtsfahrten und sonstige Aktionen von nun an gemeinsam planen würden.
Bereits am ersten Spieltag der neuen Saison in der zweiten Bundesliga konnten wir dieses Vorhaben in die Tat umsetzen. Der von Ecki gecharterte Bus ins Emsland war vollbesetzt, und gemeinsam mit über 600 weiteren Eintracht-Fans erlebten wir mit dem 0:0 beim SV Meppen einen akzeptablen Saisonauftakt. Nach leichten Startproblemen wurde unsere Mannschaft dann von Ende August an immer erfolgreicher, so daß die Auswärtsspiele zuweilen wahre Blechkarawanen aus der Braunschweiger Region erzeugten, egal ob es nach Osnabrück, Berlin oder Solingen ging. Nur einige der Autokennzeichen wollten dem aufmerksamen Beobachter nicht so ganz einleuchten, insbesondere eines mit roten Ziffern auf weißen Grund: Wenn dieser Wagen bei einem Auswärtsspiel des BTSV gesichtet wurde, dann war Yannick aus Belgien wieder einmal angereist, so zum Beispiel Mitte März '89 nach Düsseldorf, wo der erste Kontakt zustande kam. Auch er gehörte schon bald zu den festen Bestandteilen unserer regelmäßig an fast jedem Wochenende zusammenkommenden Fangruppe, die freilich immer noch keine offizielle Gestalt angenommen hatte.


Geburt der 'Family'
Bereits im Laufe des Jahres 1988 hatten insbesondere Hartmut, Willi und Ecki des öfteren über die Gründung eines Fanclubs mit dem einfachen Namen "Salzgitter" gesprochen. Ein neuer Fanclub mußte her, selbstverständlich, aber der Name gefiel zumindest Ecki als gebürtigem Braunschweiger nicht sonderlich. Inzwischen war freilich ohnehin klar, daß wir Matze und& Co. sowie unsere Rheinländer und übrigen "Exoten" nicht außen vorlassen konnten, und allein deshalb mußte natürlich ein anderer, alle potentiellen Mitglieder berücksichtigender Name gefunden werden.
Die Idee dazu hatte schließlich Ingo. Es war bei "Sternchen" im Garten, auf einer gemeinsamen Grillfete am Abend des Heimspiels gegen Hertha BSC Berlin, als er plötzlich meinte: "Irgendwie sind wir doch alle wie eine große Familie." Recht hatte er, der Zusammenhalt war gerade zu jener Zeit wirklich hervorragend, und damit war der Name gefunden:

Am 01. Mai 1989 wurde auf diese Weise der BTSV-Fanclub "Braunschweig Family" gegründet!



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Wer hat es nicht schon einmal irgendwo gesehen? Jeder der im entferntesten etwas mit Fußball zu tun hat, ist es bestimmt schon mal ins Auge gesprungen. Ob bei Eintracht-Spielen oder Kicks der deutschen Nationalmannschaft; es ist fast immer vor Ort: Das 'Braunschweig Family' Banner.